Wir kennen uns seit einigen Wochen und gestern Nacht ging ich nicht zu mir nach Hause, sondern zu ihm …
Der erste Morgen danach…ein verschlafenes Blinzeln, wo bin ich…alles fremd?Oh natürlich – die vergangene Nacht ist wie ein Flashlight in meinen Gedanken. Ein leichtes Lächeln… ein Erinnern an das, was sich zwischen uns beiden abgespielt hat.
Ich glaub‘ ich lass’ kurz mal die Augen zu und atme ruhig ein und aus.
Sein Arm liegt über meinem Bauch, er ist so nah…Tausend Gedanken rasen durch meinen Kopf:
„Bestimmt rieche ich aus dem Mund, als hätte ich einen Kanarienvogel verschluckt. Ich würde mich gerne duschen gehen, aber andrerseits mich auch noch gerne bei ihm einkuscheln…ob er das mag? Verflixt, welche eine Situation. Ich bin nicht vertraut mit diesem Aufwachen mit ihm.
Sollte ich nun besser gehen, bevor er wach wird? Wäre ihm das lieber? Es würde dann kein peinliches Schweigen oder verlegene Ausreden geben.
Wir haben doch verhütet…? Na klar, es war im Eifer des Gefechts zwar etwas unsexy, aber mögliche Folgen eines ungeschützten Verkehrs sind es noch viel mehr. Leider ist Aids nach wie vor auf dem Vormarsch in Europa!
Er regt sich langsam neben mir…bloß nicht das Falsche nun sagen. Alles kann später gegen mich verwendet werden. Bloß keine Versprechungen für die Zukunft oder Andeutungen dieser Art. Ich stehe noch unter dem Einfluss von Hormonen, die meine Sinne trüben können.
Ich muss nun ruhig Blut behalten:
Ich habe keine Ahnung, wie er sich heute morgen fühlt.
Ob er wie ich in Flammen steht und meine Gefühle erwidert? Am besten ist, ich gehe nun nach Hause und gehe mal in mich. Und wenn er auch will, dann treffen wir uns bei klarem Verstand wieder. Vielleicht auf einen Spaziergang oder in einem Café – alles unverbindlich.
Ich lasse besser nichts hier bei ihm liegen, da ich nicht weiß, ob es wieder zu einem Treffen in seiner Wohnung kommt. Also wo liegt meine Handtasche, wo mein Schlüssel und mein Handy? Es soll auch bloß nicht so aussehen, als wenn ich es absichtlich liegen gelassen habe, um noch mal wieder zu kommen.
Wir beide kennen uns nun schon eine Weile, ein paar Küsse, einladende Blicke – dass es nun zum Sex kam, das war absehbar. Wir waren beide neugierig, wie der andere schmeckt und riecht. Doch nun ist Unsicherheit vorhanden, wir haben keine Ahnung – hat es ihm gefallen, war ich „gut“ im Bett?
Doch hier schiebe ich gleich einen Riegel vor diesen dummen Gedanken vor:
Es gibt keine Frau, die schlecht im Bett ist!
Es liegt immer an dem Mann, was er mit der Frau anstellt!
Es wird nun Gesprächsbedarf in einer gewissen Hinsicht auf beiden Seiten geben. Und wir beide haben das Recht für uns festzustellen, was nun aus dieser ersten Nacht wird – eine Fortsetzung und ein Aufbau einer Beziehung oder eine lockere Freundschaft plus.
Aber – niemand kann uns den Zauber der ersten Nacht nehmen und auch nicht diesen fragenden Morgen danach…